Cybercrime, Internet- und Wirtschaftskriminalität
Internet- und Wirtschaftskriminalität nehmen in der polizeilichen Arbeit einen immer größeren Raum ein.
Cybercrime, Internetkriminalität
Unbestritten bringt das Internet viele positive Aspekte mit sich. Ob es „nur“ um die Verwaltung von Terminen oder aber um die Erledigung hochkomplexer Geschäftsprozesse geht – Hilfsmittel wie Computer, Notebook oder Smartphone bestimmen mehr und mehr unseren Alltag.
Der virtuelle Raum birgt aber ebenso erhebliche Risiken für Wirtschaft, Gesellschaft und die Bürgerinnen und Bürger. Diese Gefahren spiegeln sich auch in der Polizeilichen Kriminalstatistik wider: Die „klassischen“ Kriminalitätsformen gehen im Langzeitvergleich zurück. Parallel dazu spielt das Internet bei der Begehung von Straftaten eine immer größere Rolle.
2021 wurden in Bayern 39.469 Fälle registriert, bei denen das Internet als Tatmittel bei Straftaten eingesetzt wurde. Das bedeutet eine Steigerung um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Bandbreite reicht von Sexualdelikten wie dem Verbreiten pornografischer Schriften über Betrug bis hin zu Beleidigung.
Die Bayerische Polizei hat sich für diese digitalen Deliktsformen organisatorisch und personell gut gerüstet. Angefangen bei Schwerpunktsachbearbeitern bei den Polizeiinspektionen bis hin zu hochspezialisierten Ermittlern und IT-Forensiker bei den Kriminalpolizeidienststellen sowie beim Bayerischen Landeskriminalamt stehen auf allen polizeilichen Ebenen kompetente Ansprechpartner für Computer- und Internetkriminalität zur Verfügung. Zudem ist mittlerweile bei jeder Kriminalpolizeiinspektion ein spezialisiertes Kommissariat "Cybercrime" eingerichtet, an welche die Dienststellen der "Digitalen Forensik" angegliedert sind. So ist gewährleistet, dass flächendeckend polizeiliche IT-Expertise zur Verfügung steht.
Auch in personeller Hinsicht wurden die Weichen frühzeitig richtig gestellt. Bereits im Jahr 2011 ist die Bayerische Polizei dazu übergegangen, studierte Informatikerinnen und Informatiker einzustellen und diese zu Polizeivollzugsbeamten auszubilden. Mittlerweile verrichten fast 200 dieser sog. „IT-Kriminalisten“ Dienst bei der Bayerischen Polizei.
Die Gefahren im Internet sind vielfältig. Um den Schutz der Bürgerinnen und Bürger, aber auch von staatlichen Netzen und Unternehmen vor solchen Angriffen zu verbessern, hat Innenminister Joachim Herrmann am 11. April 2013 in der Regierungserklärung „Bayern digital – Sicherheit im Internet“ die Bayerische Cybersicherheitsstrategie vorgestellt. Die Strategie zielt darauf, alle Schutzpotenziale – ob im Bereich der Prävention, bei staatlichen und kommunalen Stellen oder in der Wirtschaft – zu mobilisieren. Diese Strategie wird laufend weiterentwickelt und den sich wandelnden Rahmenbedingungen angepasst.
Kommt es zu Cyberangriffen muss schnell gehandelt werden um weiteren Schaden abzuwehren und digitale Beweismittel zu sichern. Aus diesem Grund wurden zum 01.07.2021 bayernweit sog. „Cybercrime Quick-Reaction-Teams“ (QRT) eingerichtet. Dabei handelt es sich um schnelle Aufrufeinheiten, die eine Rund-um-die-Uhr Verfügbarkeit der polizeilichen IT-Spezialisten bei herausragenden oder schwerwiegenden Cybervorfällen gewährleisten. Damit wurde die polizeiliche Handlungsfähigkeit weiter gestärkt.
Darüber hinaus stehen für die Bürgerinnen und Bürger sowie für Wirtschaftsunternehmen oder andere öffentliche und nicht-öffentliche Stellen jeweils spezielle, polizeiliche Anlaufstellen zu Verfügung. Seit 01.08.2019 erhalten Privatpersonen über die „Hotline für IT-Notfälle“ des Bayerischen Landeskriminalamtes schnell und unkompliziert Hilfestellungen bei Fragen zu digitaler Kriminalität. Unternehmen oder sonstige Institutionen können sich zudem vertrauensvoll an die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) des Bayerischen Landeskriminalamtes wenden. Die ZAC ist speziell auf die Bedürfnisse von Wirtschaftsunternehmen ausgerichtet und unterstützt neben präventiven Beratungsangeboten auch im Schadensfall bei der Initiierung und Koordinierung von Erstzugriffs-, Spurensicherungs- und Ermittlungsmaßnahmen
Vor dem Hintergrund einer zunehmenden und überregionalen Bedrohungslage aus dem Cyberraum wurde zum Jahresbeginn 2020 die Cyberabwehr Bayern (CAB) errichtet. Dabei handelt es sich um eine Informations- und Kooperationsplattform der bayerischen Landesbehörden mit Cyber-Sicherheitsaufgaben. Für den Bereich der Bayerischen Polizei ist das Bayerische Landeskriminalamt in der CAB vertreten.
Der beste Schutz gegen virtuelle Gefahren ist immer ein wirksamer Eigenschutz. Die Bayerische Polizei und das Programm Polizeiliche Kriminalprävention unterstützen die Bürgerinnen und Bürger mit wertvollen Tipps. Aber auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) klärt detailliert über Risiken auf und gibt wichtige Präventionshinweise.
Wenn Sie die Bayerische Polizei bei der Bekämpfung der Cyberkriminalität unterstützen wollen, können Sie sich auf der Karrierewebsite "Mit Sicherheit anders - IT" über die vielfältigen und interessanten Karrieremöglichkeiten als IT-Experte bei der Bayerischen Polizei informieren.
Wirtschaftskriminalität
Bayern – ein Land, das für Innovation und High-Tech steht – braucht vor allem auch einen wirksamen Schutz vor Wirtschaftskriminalität. Anlage- und Finanzierungsdelikte, Wettbewerbsdelikte, Insolvenzstraftaten oder Abrechnungsbetrug führten bei bayerischen Unternehmen zu gewaltigen Schäden.
2021 waren es über knapp 164 Millionen Euro. Diese Millionen stehen der Wirtschaft für wichtige Forschungsaufträge und Investitionen nicht mehr zur Verfügung. Wirtschaftskriminalität hat aber neben den gravierenden volkswirtschaftlichen auch sozialpolitische Folgen. Dazu gehören Wettbewerbsverzerrungen, Arbeitsplatzverluste und auch Vertrauensverluste im internationalen Wettbewerb. Damit verbunden sind Auftragsrückgänge.
Die Bayerische Polizei hat sich im Kampf gegen die Wirtschaftskriminalität organisatorisch wie ermittlungstaktisch gut aufgestellt. Neben den bewährten Schwerpunktkommissariaten wurden in Bayern - analog zu den IT-Kriminalisten – Betriebswirte eingestellt und zu Polizisten qualifiziert (Wirtschaftskriminalisten).