Cyber-Kompetenzzentrum im Landeskriminalamt
München, 29.01.2014Steigende Internetkriminalität - Bayerns Innenminister Joachim Herrmann startet Offensive: Neue Spezialeinheiten der Bayerischen Polizei - Cyber-Kompetenzzentrum im Landeskriminalamt und flächendeckend Cybercrime-Einheiten bei der Kriminalpolizei - Verdoppelung der Cybercops
+++ Neue Spezialeinheiten der Bayerischen Polizei gegen Kriminelle im Internet hat heute Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in München vorgestellt. "Im Mittelpunkt unserer Offensive steht die weitere Stärkung der Polizei zur Bekämpfung der Cyber-Kriminalität", erläuterte Herrmann auf der Pressekonferenz. "Auch das digitale Bayern muss eine sichere Heimat für unsere Bürgerinnen und Bürger bleiben." Dazu wird das Bayerische Landeskriminalamt zu einem polizeilichen Cybercrime-Kompetenzzentrum ausgebaut, das auch für Sicherheitsbehörden aus dem In- und Ausland ein wichtiger Ansprechpartner ist. Zudem werden derzeit flächendeckend Cybercrime-Einheiten eingerichtet. Herrmann: "Bei jeder bayerischen Kriminalpolizeiinspektion gibt es in Zukunft speziell geschulte Beamte zur Bekämpfung der Internetkriminalität." +++
"Eine große Rolle spielen für uns die sogenannten 'Cybercops'", so der Innenminister weiter. Mit diesen erstmals 2012 extra zu Polizisten ausgebildeten EDV-Spezialisten habe die Bayerische Polizei sehr gute Erfahrungen gemacht und eine bundesweite Vorreiterrolle eingenommen. Die derzeit 25 Cybercops werden nach den Worten Herrmanns noch in diesem Jahr verdoppelt. Auch in den nächsten Jahren sei eine weitere Verstärkung geplant. Zudem sollen hochmoderne Cyber-Labore bei der Kriminalpolizei eingerichtet werden. Flankiert werden die organisatorischen Maßnahmen durch eine Aus- und Fortbildungsinitiative mit speziellen Leitfäden und Online-Plattformen zur Anzeigenaufnahme und Beweissicherung.
Darüber hinaus appellierte der Innenminister an die Selbstverantwortung der Internetnutzer: "Je sensibler wir mit unseren Daten umgehen, desto chancenloser sind die Täter im Netz", betonte Herrmann. "Ich rate unseren Bürgerinnen und Bürgern insbesondere, im Internet zurückhaltend mit persönlichen Daten umzugehen, drahtlose Netzwerkverbindungen zu sichern und vorsichtig beim Download von Software und E-Mail-Anhängen zu sein." Für Herrmann sind auch weitere Verbesserungen im Rechtsbereich unerlässlich wie beispielsweise eine Stärkung der Persönlichkeits- und Urheberrechte. Besonders wichtig ist dem Innenminister die schnelle und rechtskonforme Regelung der Vorratsdatenspeicherung: "Ohne Vorratsdatenspeicherung können sich Kriminelle im Internet nahezu in absoluter Anonymität bewegen. Dieser Zustand ist unerträglich!"
Die Internetkriminalität ist weltweit auf dem Vormarsch. Ganz aktuell zeigt die Warnmeldung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik zu 16 Millionen gehackten E-Mail-Konten, wie schnell in der virtuellen Welt ganz reale Gefahren entstehen können. Die besorgniserregende Entwicklung der Cyber-Kriminalität wird in der Polizeilichen Kriminalstatistik deutlich: 2013 stiegen in Bayern die Internetstraftaten im Vergleich zum Vorjahr um 10,6 Prozent auf 24.292 Fälle an. Die Aufklärungsquote lag bei 42,7 Prozent. Besonders hohe Zuwächse gab es beispielsweise beim Warenbetrug mit 4.680 Fällen (+ 23,6 Prozent), beim Zahlungskartenbetrug mit 2.486 Fällen (+ 11,1 Prozent), bei Beleidigungen im Netz mit 1.097 Fällen (+ 23,4 Prozent), bei Datenveränderung und Computersabotage mit 926 Fällen (+ 16,5 Prozent) sowie bei Erpressungsdelikten mittels Internet mit 809 Fällen (+ 13,9 Prozent). Der Schaden durch Internetkriminalität in Bayern lag 2013, wie auch schon 2012, bei mehr als 17 Millionen Euro.
"Diesen besorgniserregenden Entwicklungen sehen wir in Bayern nicht tatenlos zu", betonte der Innenminister. "Bereits Mitte der 1990er Jahren haben wir beispielsweise als eines der ersten Bundesländer beim Bayerischen Landeskriminalamt die Netzwerkfahndung eingeführt. Daneben richteten wir bei der Kriminalpolizei besondere Einheiten zur Sicherung und Auswertung von Beweismitteln im EDV-Bereich ein." In den nachfolgenden Jahren haben sich die Sicherheitsbehörden in Bayern laut Herrmann kontinuierlich auf die neuen Herausforderungen der digitalen Welt eingestellt. Im April 2013 schließlich hat Herrmann die Bayerische Cybersicherheitsstrategie vorgestellt, bei der es um den Schutz der Bürger, der Wirtschaft und des Staates im Netz geht. In diesem Zusammenhang hat auch das Cyber-Allianz-Zentrum beim Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz seine Arbeit aufgenommen.