Herrmann verleiht Leo-von-Klenze-Medaille 2014
München, 07.04.2014Leo-von-Klenze-Medaille 2014 Innen- und Bauminister Joachim Herrmann: "Auszeichnung für herausragende Leistungen in der Architektur, dem Städte- und Wohnungsbau und der Ingenieurbaukunst - Dank und Anerkennung an Preisträger"
+++ Leo von Klenze war der erste Leiter der 1830 von König Ludwig I. gegründeten Obersten Baubehörde. Seither baut die Oberste Baubehörde für die Menschen in Bayern. "Unsere staatlichen Bauvorhaben stehen immer im Blickfeld des öffentlichen Interesses. Deshalb haben wir hier eine besondere Vorbildfunktion. Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig und spiegeln das weite Spektrum unserer bayerischen Baukultur wieder. Denn unsere Gebäude, Straßen und Plätze sind Zeugnis unserer Vergangenheit, aber auch unserer Gegenwart. Mit der Verleihung der Leo-von-Klenze-Medaille dokumentieren wir den hohen Stellenwert der Baukultur in Bayern und zeichnen Menschen für ihre herausragenden Leistungen in der Architektur, im Städte- und Wohnungsbau und in der Ingenieurbaukunst aus. Wir erinnern mit der heutigen Preisverleihung an den 150. Todestag Leo-von-Klenzes. Die Leo-von-Klenze-Medaille ist unser Zeichen des Dankes und der Anerkennung", sagte Innen- und Bauminister Joachim Herrmann bei der Verleihung der Leo-von-Klenze-Medaille 2014 an Prof. Dipl.-Ing. Architektin Christiane Thalgott, Prof. Dipl.-Ing. Architekt Fritz Auer, Dipl.-Ing. Fritz Sailer und Dr. Ing. Kurt Stepan in der Allerheiligen-Hofkirche in München. +++
Professor Dipl.-Ing. Christiane Thalgott hat in ihren 15 Jahren als Stadtbaurätin in München wichtige Weichen gestellt, die die Stadt heute maßgeblich prägen. Nicht zuletzt ist es ihr zu verdanken, dass sich München zu einer der erfolgreichsten Städte Deutschlands entwickelt hat. Seit ihrem Studium der Architektur und des Städtebaus an den Technischen Universitäten Braunschweig und München ist Thalgott der Stadtplanung verbunden. Nach einer zweijährigen Tätigkeit am Institut für ländliches Bau- und Siedlungswesen an der TU München verschlug es sie zunächst für zehn Jahre in den hohen Norden ans Bauamt der Stadt Norderstedt. Auf ihrem Weg zurück in den Süden war sie von 1987 bis 1992 Stadtbaurätin in Kassel. 1992 ereilte sie schließlich der Ruf nach München. In ihre Münchner Wirkungszeit fallen wichtige Projekte: Es wurden neue Stadtquartiere auf der Theresienhöhe, auf dem alten Flughafengelände in Riem und entlang der Bahnachse zwischen Hauptbahnhof und Pasing entwickelt, mehrere Tunnel am Mittleren Ring gebaut und das neue jüdische Gemeindezentrum im Herzen der Stadt errichtet. Außerdem entstand mit der "Perspektive München" unter Thalgotts Führung ein strategisches Stadtentwicklungskonzept zur Gestaltung der Zukunft Münchens. Darüber hinaus wurde während ihrer Amtszeit die "Sozialgerechte Bodennutzung" (kurz SoBoN) eingeführt. Ihre Regularien sorgen dafür, dass die Kosten und Lasten einer Planung auf Kommune und Planungsbegünstigte verteilt werden. Das Instrument hat sich zu einer wahren Erfolgsgeschichte entwickelt. Es wird in vielen anderen Städten mit großem Interesse verfolgt und findet seine Nachahmer. Auch der Bau von preisgünstigem Wohnraum hat davon profitiert, denn seit der Einführung der SoBoN muss ein bestimmter Anteil des geschaffenen Baurechts für den geförderten Wohnungsbau genutzt werden. Und schließlich wurden während Thalgotts Amtszeit im Experimentellen Wohnungsbau wichtige Modellprojekte realisiert. Die daraus entstandenen Wohngebäude wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet. Neben ihrer praktischen Arbeit lag Christiane Thalgott aber auch immer der Nachwuchs am Herzen. Als Lehrbeauftragte mehrerer Hochschulen, seit 2003 auch als Honorarprofessorin an ihrer alten Alma Mater, der TU München, hat sie sich um die Lehre verdient gemacht. Außerdem engagierte Thalgott sich in zahlreichen Verbänden, Stiftungen und Forschungseinrichtungen für die Verbindung von Wissenschaft, Lehre und Praxis. So wurde sie 1989 in die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung berufen. Ab 1998 waren Thalgott zunächst ihre Vize-präsidentin und von 2003 bis 2007 sogar ihre Präsidentin.
Prof. Dipl.-Ing. Architekt Fritz Auer ist als Architekt und Hochschullehrer weit über die Grenzen Bayerns hinaus anerkannt und hoch geschätzt. Sein bauliches Werk, das er in Partnerschaft mit Carlo Weber geschaffen hat, überzeugt durch konstant herausragende Leistungen. Schon als junger Architekt und Partner im Architekturbüro Behnisch & Partner war Auer am Entwurf und an der Realisierung eines der größten und innovativsten Bauprojekte seiner Zeit – die Bauten und Anlagen der Olympischen Sommerspiele in München 1972 – wesentlich beteiligt. 1980 gründete Auer gemeinsam mit Carlo Weber sein eigenes Büro Auer+Weber+Assoziierte, in dem er bis heute wirkt. Sein breites Planungs- und Leistungsspektrum führte ihn zu höchst interessanten Aufgaben, nicht nur in Bayern, sondern auf der ganzen Welt. Im wahrsten Sinne des Wortes "ausgezeichnete" Projekte in Bayern sind das Landratsamt Starnberg, das Stadttheater in Hof, die Eiserne Brücke über die Donau in Regensburg, der Alte Hof sowie die U-Bahnstation Westfriedhof in München. Gemeinsam mit der Staatsbauverwaltung hat Auer die zentrale Mensa der LMU München in Martinsried realisiert. Auch ein spektakuläres internationales Projekt in der Atacamawüste in Chile ist zu erwähnen. Das sogenannte "ESO Hotel" des European Southern Observatory wurde für die Mitarbeiter des Paranal-Observatoriums als Wohnmöglichkeit gebaut. 2008 wurde es sogar als Kulisse für den James Bond Film "Ein Quantum Trost" ausgewählt. Über seine freiberufliche Tätigkeit hinaus zeichnet sich Auer durch großes Engagement in Lehre und Forschung, in Jurys und Beratergremien aus. In Bayern lehrte er als Professor für Baukonstruktion und Entwerfen an der Hochschule München (1985–1992). Außerdem war Auer in den Gestaltungsbeiräten der Städte Landshut und Regensburg vertreten und ist bis heute als Preisrichter tätig. Im Oktober 2013 war Auer Vorsitzender des Preisgerichts für den „Klenzesteg“ in München. Der Steg soll als Fußgänger- und Radwegbrücke zukünftig auf Höhe der Klenzestraße die Stadtteile Au und Isarvorstadt verbinden.
Dipl.-Ing. Fritz Sailer konnte schon während seiner Schulzeit im elterlichen Ingenieurbüro Einblicke in die Welt des Bauingenieurwesens gewinnen. 1962 hat er das Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Hochschule München aufgenommen. Bereits zwei Jahre später begann er als Konstrukteur im Büro seines Vaters, Karl Sailer. Im Juli 1966 wurde Sailer im Alter von nur 23 Jahren zusammen mit Kurt Stepan Gesellschafter im "Büro Sailer und Stepan" – wie es fortan hieß. Sein besonderes Interesse gilt bis heute den Aufgabenstellungen im Bereich der Denkmalpflege. Ein sehr gelungenes Beispiel ist dabei die Sanierung und der Ausbau der Cadolzburg für Museumszwecke. Neben seiner praktischen Tätigkeit engagiert sich Sailer seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.
Dr. Ing. Kurt Stepan suchte bereits während seiner fünfjährigen Ausbildung an der Höheren Technischen Lehranstalt in Linz die Nähe zur Praxis und arbeitete studienbegleitend in verschiedenen Architektur- und Ingenieurbüros. 1956 nahm er dann das Studium des Bauingenieurwesens an der TH München auf, bevor er zur Fachrichtung Architektur wechselte. Im Büro von Karl Sailer war Stepan schon während seines Studiums als freiberuflicher Mitarbeiter tätig. 1966 trat er dann ins Büro ein und wurde gemeinsam mit Fritz Sailer Gesellschafter. Schließlich promovierte Stepan 2004 an der Technischen Universität München am Lehrstuhl für Tragwerksplanung. Bei seinen Tragwerksentwürfen legt Stepan besonderes Augenmerk auf die Einbeziehung architektonischer und wirtschaftlicher Aspekte. Seine zahlreichen Auszeichnungen, wie der Beton-Preis, der Preis des Deutschen Stahlbaus und der Deutsche Holzbaupreis, zeigen die hohe Qualität seines Wirkens mit den verschiedensten Materialen. Neben seiner freiberuflichen Arbeit engagiert sich Stepan seit vielen Jahren ehrenamtlich im Vorstand des Architekturmuseums der TU München.
Sailer und Stepan haben bemerkenswerte Projekte im In- und Ausland verwirklicht. Exemplarisch seien die Dachkonstruktion und Fassade der Allianz Arena, die Filialkirche St. Bonifatius in Dietenhofen und der Zentrale Omnibusbahnhof in München in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Auer und Weber zu nennen. Zudem haben sie mit der Staatsbauverwaltung unter anderem die Pionier- und Fachschule des Heeres in Ingolstadt, die Neubauten der Fachhochschule Ansbach und die Erweiterung der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf am Standort Triesdorf erfolgreich realisiert. Und nicht zuletzt waren sie an zahlreichen, vom Freistaat geförderten Projekten des Wohnungs- und Städtebaus beteiligt. So erstellten sie im Rahmen der Landesgartenschau 2010 in Rosenheim Brückenbauwerke, für die sie mit dem Holzbaupreis Bayern ausgezeichnet wurden.