Gebaute Sicherheit
Einer modernen Infrastruktur und Verkehrsraumgestaltung kommt eine besondere Bedeutung für optimale Verkehrssicherheit zu. Unser Ziel ist, durch straßenbauliche, verkehrstechnische und ggf. verkehrsregelnde Maßnahmen Gefahrenstellen und Sicherheitsmängel sowohl an bestehenden Straßen und Verkehrswegen, als auch bereits im Planungsstadium zu erkennen, und vorzubeugen oder bestmöglich zu beseitigen
Für die Umsetzung von straßenbaulichen und verkehrstechnischen Maßnahmen sind unterschiedliche Institutionen zuständig. Dies hängt in erster Linie von der jeweiligen Straßenklasse ab. Für Autobahnen ist seit Anfang 2021 die neu gegründete Autobahn GmbH des Bundes verantwortlich. Bundes- und Staatsstraßen liegen in der Verantwortung des Freistaats Bayern. Kreis- und Gemeindestraßen werden gemeinhin von den Landkreisen bzw. Kommunen betreut. Größere Städte sind darüber hinaus auch zuständig für die dortigen Bundes-, Staats- oder Kreisstraßen. Gleichwohl leistet der Freistaat Bayern – insbesondere gegenüber Kommunen – beratende und auch finanzielle Unterstützung zur Verbesserung der Verkehrssicherheit.
Die im Rahmen des Verkehrssicherheitsprogramms Bayern 2030 geplanten straßenbaulichen und verkehrstechnischen Maßnahmen werden in die insgesamt acht Handlungsfelder des Programms untergliedert. Allgemeine Auskünfte zu den einzelnen finden sich unter „Ziele und Handlungsfelder“. Nachfolgend können weitergehende Informationen zu den realisierten Maßnahmen hinter den acht Handlungsfeldern aufgerufen werden. (Hinweis: Zum Start des Programms können hier noch keine Maßnahmen hinterlegt werden.)
Realisierte straßenbauliche und verkehrstechnische Maßnahmen der Handlungsfelder des Verkehrssicherheitsprogramms Bayern 2030
Für die Auswahl und Planung geeigneter Maßnahmen im Bereich der "Gebauten Verkehrssicherheit" ist es erforderlich, das Unfallgeschehen aus dem "Blickwinkel" der Infrastruktur zu betrachten. So zeigt die Unfallstatistik, dass die meisten Getöteten in Bayern auf Bundes-, Staats- und Kreisstraßen außerorts verunglücken und hier hauptsächlich im Pkw oder auf dem Motorrad.
Die nachfolgende Grafik zeigt die Getöteten 2018 - 2020 in Bayern nach Art der Verkehrsbeteiligung und Straßenklasse verteilt in Prozenten.
Auf Bundes-, Staats und Kreisstraßen außerorts sind die meisten Getöteten bei Kollisionen mit entgegenkommenden Kraftfahrzeugen zu beklagen. Ungünstig gestaltete Straßenquerschnitte, Streckenführungen und Knotenpunkte mit eingeschränkter Übersichtlichkeit können derartige Unfallverläufe begünstigen.
Nachfolgende Grafik zeigt die Getöteten bei Unfällen mit entgegenkommenden Kfz 2011 - 2017 auf Bundes-, Staats- und Kreisstraßen außerorts in Bayern.
Bei einer Vielzahl weiterer schwerer Unfälle auf Landstraßen kommen Fahrzeuge von der Fahrbahn ab. Dabei werden die drastischen Unfallfolgen sehr oft erst durch einen Anprall der Unfallfahrzeuge gegen feste Hindernisse neben der Fahrbahn hervorgerufen. Daher müssen nicht nur Maßnahmen ergriffen werden, die darauf abzielen, dass Fahrzeuge erst gar nicht von der Straße abkommen, sondern auch darauf, dass bei diesen Unfällen die Folgen möglichst gering bleiben. Dies ist im Regelfall Aufgabe geeigneter Fahrzeugrückhaltesysteme.
Das Risiko, beim Abkommen von der Fahrbahn tödlich zu verunglücken, ist …
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bei einem Seitenraum ohne feste Hindernisse sehr gering, |
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beim Aufprall auf eine Schutzplanke mit Unterfahrschutz für Pkw-Insassen aber auch als Motorradfahrende nur unwesentlich höher als bei einem Seitenraum ohne feste Hindernisse, |
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beim Aufprall auf eine Schutzplanke ohne Unterfahrschutz für Pkw-Insassen unwesentlich höher, jedoch für Motorradfahrende 13mal höher als bei einem Seitenraum ohne feste Hindernisse, |
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beim Aufprall auf feste Hindernisse wie Bäume für Pkw-Insassen 10mal höher und für Motorrardfahrende sogar 39mal höher als bei einem Seitenraum ohne feste Hindernisse. |
Außerdem ereignen sich zahlreiche tödliche Unfälle auf Landstraßen infolge Vorfahrtsverletzungen an Kreuzungen oder Einmündungen. Für ein sicheres Einfahren in die bevorrechtigte Straße bzw. deren Querung ist oft entscheidend, wie gut der Knotenpunkt als solcher schon von weitem erkannt und wie gut der bevorrechtigte Verkehr auf der Hauptstraße wahrgenommen werden kann.
Auf Gemeindestraßen liegt der Schwerpunkt des Unfallgeschehens nicht außerorts, sondern innerhalb geschlossener Ortschaften. Innerorts sind bei drei Viertel aller tödlichen Unfälle entweder Zufußgehende, Radfahrende oder motorisierte Zweiräder betroffen. Auffällig ist, dass in den vergangenen Jahren der Anteil tödlich verunglückter Senioren auf dem Fahrrad oder zu Fuß spürbar angestiegen ist. Somit kommt der seniorengerechten bzw. barrierefreien Ausgestaltung der Knotenpunkte und Querungsstellen mit möglichst direkter und leicht begreifbarer Führung eine große Bedeutung zu.
Auf Autobahnen ist ein Großteil der Getöteten bei Auffahrunfällen zu verzeichnen. Bei Lkw-Pkw-Kollisionen verstreben fast immer Insassen von Pkws. Fährt ein Lkw auf einen anderen Lkw auf, tragen im Regelfall die Insassen des auffahrenden Lkw die höheren Folgen davon. Für Lkw-Fahrer stellt damit das Auffahren zweier Lkws auf Autobahnen den mit Abstand gefährlichsten Verkehrskonflikt überhaupt dar. Abhilfe kann hier am besten durch den Einsatz geeigneter Sicherheitssysteme in den Fahrzeugen geleistet werden. Hierzu bedarf es Regelungen auf nationaler und vor allem europäischer Ebene.
Nachfolgende Grafik zeigt die getöteten Pkw- und Lkw-Insassen 2011 - 2017 bei Auffahrunfällen auf Autobahnen in Bayern.